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Messe Stuttgart ist deutlich älter als bisher angenommen

12.01.2024

Die Messe Stuttgart hätte schon vor gut fünf Jahren ihr 100-jähriges Jubiläum feiern können. Denn Unterlagen aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart belegen, dass der Eintrag für die Messe-Vorläuferin, die Stuttgarter Handelshof AG, bereits im Oktober 1918 ins Handelsregister erfolgt war.

Bislang war man vom Gründungsdatum am 30. November 1940 im Anschluss an die damalige Reichsgartenschau auf dem Killesberg ausgegangen. Aufgrund der jetzt vorliegenden Dokumente ist dieses Datum aber nicht länger zu halten.

Tiefergehende Historienarbeit liefert neue Erkenntnisse
Kommissar Zufall half dabei ordentlich mit. „Um unser neues indisches Tochterunternehmen, Messe Stuttgart India, ordnungsgemäß registrieren zu lassen, verlangten die dortigen Behörden einen Nachweis, wann die Messe Stuttgart offiziell gegründet worden war“, erzählt Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Messe Stuttgart. Bei den Recherchen sei man dann auf den Namen Stuttgarter Handelshof AG gestoßen, was weitere verifizierende Untersuchungen nach sich gezogen hätte. Schützenhilfe kam dann aus berufenem Mund: 

„Die Stuttgarter Handelshof AG wurde nach dem Ersten Weltkrieg als Messegesellschaft gegründet und ist einer der Vorläufer der heutigen Stuttgarter Messe“, bestätigt Rolf Bidlingmaier, Leiter des Stadtarchivs in Metzingen. Der Zweck der neuen Aktiengesellschaft war glasklar formuliert. Es ging um „die unmittelbare Förderung der Interessen der württembergischen Wirtschaft sowie kultureller und wissenschaftlicher Bestrebungen durch Veranstaltung und Organisation von Ausstellungen, Messen und ähnlichen Unternehmungen, durch Vermietung von Ausstellungshallen für Abhaltung von Kongressen und Versammlungen sowie zu sportlichen, musikalischen und ähnlichen Veranstaltungen von künstlerischem, wirtschaftlichem und kulturellem Wert.“ Eine Formulierung, die ihre Gültigkeit auch für den aktuellen Auftrag der Messe Stuttgart haben könnte. Der Aufsichtsrat der Stuttgarter Handelshof AG setzte sich unter dem Vorsitz von Stuttgarts Oberbürgermeister Karl Lautenschlager aus Vertretern der Kommunal- und Landespolitik sowie der örtlichen und regionalen Wirtschaft zusammen. Er war also durchaus mit dem heutigen Aufsichtsgremium der Messe Stuttgart vergleichbar.

Das Stammkapital von 200.000 Mark wurde von den Gründern aufgebracht. Allein 100.000 Mark kamen vom Verband Württembergischer Industrieller, 40.000 Mark von der Stadtgemeinde Stuttgart, 25.000 Mark von der Handelskammer Stuttgart, 5.000 Mark von der Handelskammer Heidenheim sowie 30.000 Mark vom Arbeitgeberverband der Edelstein- und Unedelmetall-Industrie in Schwäbisch Gmünd und der Stadtgemeinde Gmünd. Folgerichtig saßen auch drei Vertreter aus Schwäbisch Gmünd, darunter dessen Oberbürgermeister Paul Möhler, im Aufsichtsrat der AG sowie der Stuttgarter Juwelier Franz Fuchs. Bei der ersten Messe der Stuttgarter Handelshof AG, die im September 1919 veranstaltet wurde, handelte es sich um die „Jugosi“, Messe für Juwelen, Uhren, Gold-, Silber- und Metallwaren. Mit Stuttgart hatte diese Branche mit führenden Unternehmen aus Pforzheim, Heilbronn und Schwäbisch Gmünd sowie mit der Schwarzwälder Uhrenindustrie den passenden, zentralen Marktplatz gefunden.

Weitere Ausstellungen und Messen wie die Allgemeine Nahrungs- und Genußmittel-Ausstellung, Anuga, ausgerichtet vom Reichsverband deutscher Feinkostkaufleute, die Erste Stuttgarter Buchmesse, die Jubiläums-Ausstellung des Schwäbischen Schillervereins oder die Erste Stuttgarter Engros- und Export-Möbelmesse sollten folgen. Zum Abschluss ihres zweiten Arbeitsjahres verzeichnete die Stuttgarter Handelshof AG bereits 25 Fachmessen.

Auf das Kronprinzenpalais folgt 1927 die Gewerbehalle
Bis 1927 fanden die Messen und Ausstellungen im damaligen Kronprinzenpalais neben dem Königsbau am Schlossplatz statt. Die Ausstellungsfläche im Kronprinzenpalais umfasste rund 4000 Quadratmeter. Auch für eine komfortable Unterkunft in Gehnähe für weitgereiste AusstellerInnen und BesucherInnen war gesorgt. Das Hotel Oberpollinger an der ehemaligen Fürststraße wurde zum eigenen „Mess-Hotel“ mit Platz für 40 Betten und zusätzlicher Ausstellungsfläche umgebaut. Verantwortlich dafür waren die renommierten Architekten Paul Bonatz und Friedrich Scholer. Ebenfalls 1927 erfolgte die Verschmelzung der Stuttgarter Handelshof AG mit der Ausstellungs- und Tagungsstelle Stuttgart e.V. unter dem Namen Stuttgarter Handelshof AG, Ausstellungs- und Tagungsstelle Stuttgart, so dass die AG eine 50-prozentige Tochter der Stadt Stuttgart wurde. Die Gesellschaft verlegte zudem ihren Sitz in die Gewerbehalle am Stadtgarten, wo heute die Universitätsbibliothek Stuttgart steht.

Anhand der Einträge in das Handelsregister in den folgenden 13 Jahren lässt sich der Weg von der Stuttgarter Handelshof AG bis zur Stuttgarter Ausstellungs-Gesellschaft mbH im November 1940 nahtlos verfolgen. Die Handelsregisternummer beim Amtsgericht Stuttgart HRB 585 ist übrigens dieselbe wie die heutige der Landesmesse Stuttgart GmbH.

 
 

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